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Wie Kunst und Kultur mit Angriffen von rechts umgehen können

Zusammenfassung in einfacher Sprache

 

Stand: April 2025

Unter diesen Links können Sie sich weiter informieren:

Bundesverband Mobile Beratung e. V.
Link zu den Beratungsteams der Mobilen Beratung

 

Publikationen der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR)

Link zur Publikation der MBR Berlin „Nur Schnee von Gestern?

Darin geht es darum wie Museen und Gedenkstätten mit Angriffen von rechts umgehen können.

Link zur Publikation der MBR Berlin „Alles nur leere Worte?

Darin geht es darum wie Bibliotheken mit Angriffen von rechts umgehen können.

Link zur MBR-Broschüre „Alles nur Theater?“

Darin geht es darum wie Kunst und Kultur mit Angriffen von rechts umgehen können.

Link zur MBR-Broschüre „Wachsam sein“

Darin geht es darum wie Menschen mit rechten und rechtsextremen Einschüchterungsversuchen und Bedrohungen umgehen können. 

Link zur MBR-Handreichung „Wichtiger denn je: Wir lassen uns das Wort nicht nehmen!“

Darin geht es darum wie Menschen Störungen reagieren können.

Link zur MBR-Broschüre „Handlungssicher im digitalen Raum“

Darin geht es darum wie Kultureinrichtungen auf Angriffe im Internet reagieren können.

Die Vielen sind ein Verein, der sich für Demokratie und eine offene Gesellschaft einsetzt. 

Worum geht es? 

Rechte Gruppen wollen mehr Macht in unserer Gesellschaft. Sie wollen bestimmen, wie über wichtige Themen gesprochen wird. Über Kunst und Kultur wollen sie die Menschen beeinflussen: Unsere Werte, unser Geschichtsbild und unsere Vorstellungen vom Zusammenleben zum Beispiel. Dieser Kulturkampf greift wichtige demokratische Werte an. Er gefährdet eine vielfältige, offene Gesellschaft. Er schränkt die Freiheit von Kunst, Bildung und Erinnerung ein.

Was bedeutet der Stern*? 

Es gibt außer Frauen und Männern weitere Geschlechter. Für diese Menschen ist der Stern. 
Bei einem Wort mit Stern werden alle Geschlechter angesprochen. 

Wen trifft das?

Besonders betroffen sind Kunst und Kultur, die für Demokratie und Offenheit stehen. Dazu gehören Theater, Kulturzentren, Festivals, Kollektive und Literaturhäuser. Auch Menschen und Gruppen werden unter Druck gesetzt, die sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus oder Antisemitismus einsetzen oder für Klima- und Gleichstellungspolitik arbeiten.

Was steckt dahinter?

Der Kulturkampf von rechts ist Teil von einem größeren politischen Machtkampf. 
Es geht darum: Wer bestimmt, wie wir über die Geschichte, Regeln für das Zusammenleben und Geschlechterrollen sprechen und denken? 
Der Machtkampf betrifft nicht nur Kunst und Kultur, sondern auch Schulen, Gedenkorte und Bibliotheken. In Bibliotheken wollen rechte Gruppen bestimmen, welche Bücher es gibt. Damit wollen sie Wissen begrenzen und Meinung beeinflussen. Bücher zu Themen wie Geschlechtervielfalt oder Rassismuskritik sollen entfernt werden. Gleichzeitig nutzen sie Bibliotheken, 
um eigene Themen zu verbreiten.
Außerdem wollen sie Bildungsangebote „unpolitisch“ machen. Damit meinen sie:  Vielfalt, Demokratie und Offenheit sollen nicht mehr Thema sein. 
In diesem Text geht es vor allem um rechte Angriffe auf Kunst und Kultur. 

Was ist das Ziel? 

Rechte Gruppen wollen ihre eigenen Werte und Vorstellungen in der Gesellschaft durchsetzen. Ihre Sicht auf die Welt soll so verbreitet werden, dass sie für viele Menschen ganz normal erscheint. Dafür wollen sie Schritt für Schritt Einfluss auf die Kultur zu gewinnen. Sie orientieren sich an Ideen des italienischen Denkers Antonio Gramsci. Er sagte: Wer politisch erfolgreich sein will, muss zuerst die Kultur und die Denkweisen in der Gesellschaft verändern. Es reicht nicht, nur den Staat zu kontrollieren. Das nutzen heute rechtsextreme Denker*innen: Sie wollen über die Kunst und Kultur die Meinung in der Gesellschaft beeinflussen und dann politische Macht gewinnen. 
 

Dafür nutzen sie zum Beispiel diese Techniken:

Rechtsextreme behaupten: Kunst und Kultur handeln ideologisch (also nach einem bestimmten Weltbild), wenn sie sich für Demokratie und Vielfalt einsetzen. Das ist falsch. Richtig ist: Sie handeln im Sinne vom Grundgesetz. Rechtsextreme behaupten, sie wollen Kunst und Kultur ohne Ideologie. Damit meinen sie: Demokratie und Vielfalt sollen nicht mehr Thema und Ziel sein. 

Sie behaupten außerdem, dass sie Neutralität wollen. Damit meinen sie: Niemand soll sie kritisieren. Sie behaupten: Die Kritik ist nicht neutral. 
So wollen sie Kritik an ihrer Haltung und ihren Handlungen verhindern. Es soll keine Diskussion geben. Rechte Gruppen tun oft so, als wären sie selbst Opfer.
Sie sagen dann, andere wollen ihnen das Reden verbieten. Wer sie nicht zu Veranstaltungen einlädt, würde zensieren (also Informationen verbieten). 
Oder sie nennen kritische Menschen links-extrem. 

Rechte Gruppen behaupten, sie wollen Meinungsfreiheit. Damit meinen sie: 
Sie wollen Stück für Stück die Regeln ändern, was man sagen darf. 
Die AfD und Menschen aus ihrem Umfeld spielen dabei in Deutschland 
eine große Rolle. Sie sind oft in den Medien. Darum können sie viel Einfluss haben. Sie behaupten oft, dass Migration und Kriminalität zusammenhängen. 
Sie geben bestimmten Gruppen die Schuld für Probleme der ganzen Gesellschaft. Sie benutzen menschenfeindliche Worte. Wer das kritisiert, wird angegriffen. Rechtsextreme behaupten dann: Die Person übertreibt und zensiert. Sie behaupten: Der deutsche Staat erinnert an eine Diktatur, in der man nicht alles sagen darf. Sie behaupten, sie selbst würden für Meinungsfreiheit und Demokratie kämpfen. 

Manchmal nehmen sie auch etwas zurück, was sie gesagt haben. Trotzdem haben sie damit Aufmerksamkeit für das Thema erreicht.  

Wie nehmen rechte Gruppen Einfluss?

Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus beobachtet seit vielen Jahren: Rechtsextreme setzen den Kunst- und Kulturbereich unter Druck und machen ihn zu ihrem Feind.  
 

Das machen sie zum Beispiel so:

Die AfD stellt immer wieder Anfragen dazu, wie Kulturprojekte mit Geld unterstützt werden. Sie wollen, dass der Staat diese Projekte nicht mehr fördert. Das war zum Beispiel in Berlin beim Friedrichstadt-Palast, dem Gorki-Theater und dem Deutschen Theater so. Die AfD behauptet, die Theater wären nicht neutral. Sie würden die Menschen mit ihren Stücken beeinflussen. 

Die AfD hat mehrmals versucht, Kunst- und Kulturaktionen mit einer Klage zu verbieten. Vor allem, wenn darin die AfD kritisiert wurde. 

Rechtsextreme stören Veranstaltungen. Sie mischen sich in Diskussionen ein, lassen andere nicht mehr zu Wort kommen und verbreiten aggressiv ihre Meinung. 

Sie provozieren Angriffe. 

Rechtsextreme benutzen die Sozialen Medien, um schlecht über Menschen oder Kultureinrichtungen zu sprechen. Sie verbreiten falsche Informationen. Sie behaupten: Kunst und Kultur werden von links-grüner Ideologie beeinflusst. Also von Werten, die die Parteien Die Grünen und Die Linke angeblich vertreten. So geraten diese Menschen und Organisationen unter Druck. Sie müssen sich verteidigen und können nicht richtig arbeiten. 

Die Einschüchterung wirkt: Konzerte, Theaterstücke und Ausstellungen wurden nach rechten Protesten abgesagt. Zum Beispiel das Konzert der Band Feine Sahne Fischfilet 2018 in Dessau oder ein queer-feministisches Kollektiv 2023 in Zwickau.

Menschen aus dem Kulturbereich werden immer öfter auch in ihrem privaten Umfeld angegriffen. Ihre Namen und Adressen werden veröffentlicht. Rechtsextreme fordern dazu auf, zu den Menschen nach Hause zu gehen. Sie fordern auch zu Gewalt und Mord auf.

Was kann man tun?

Kultureinrichtungen können sich gegen rechte Angriffe wehren. Wichtig ist: 

  • Rechtzeitig vorbereiten und nicht erst reagieren, wenn etwas passiert ist.
  • Eine klare Haltung haben
  • Einen Plan überlegen, wie man handeln möchte
  • Mit anderen zusammenschließen 

Klare Haltung

Eine klare Haltung für Demokratie gibt dem Team und dem Publikum Orientierung. Wer seine Werte nicht klar zeigt, kann von Rechten unter Druck gesetzt werden. Rechte Gruppen verdrehen oft Begriffe wie Meinungsfreiheit oder Neutralität, um ihre eigenen Ziele durchzusetzen. Kultur kann nicht völlig neutral sein. Wer sich gegen Ausgrenzung und für eine offene Gesellschaft einsetzt, schützt grundlegende demokratische Werte.

Handlungsplan

Das Team sollte gemeinsam einen Plan erarbeiten, wie man handeln will. 
Darin steht: 
Welche Werte gelten in der Organisation?
Wie reagieren wir auf Angriffe?
Wie schützen wir uns? 
Damit die Mitarbeiter*innen Rechtsextremismus und andere Diskriminierung erkennen, sollten sie sich damit beschäftigen und sich weiterbilden. 
Mit einem Ampelsystem können sie Verhalten einordnen. 
Grün bedeutet: Dieses Verhalten ist ok.
Gelb bedeutet: Dieses Verhalten ist nicht ok.
Rot bedeutet: Dieses Verhalten ist verboten. 

Müssen Kultureinrichtungen neutral sein?

Wenn Kultureinrichtungen Geld vom Staat bekommen, werden sie oft von rechts angegriffen. Rechte behaupten: Diese Kultureinrichtungen müssen politisch neutral sein, weil sie Steuergelder bekommen. Das stimmt nicht. Die Kultureinrichtungen müssen die Werte im Grundgesetz schützen. Es ist wichtig, dass sie sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen. 
Trotzdem fordern Rechte, dass diese Organisationen kein Geld mehr vom Staat bekommen. Dagegen können sich die Organisationen wehren: Sie können sich mit Verwaltung, Politik und anderen Kultureinrichtungen zusammenschließen. 

Wie kann man auf Störungen reagieren?

Kunst- und Kultureinrichtungen sollten sich darauf vorbereiten, dass Rechte ihre Veranstaltungen stören. Das können sie tun: 

In der Ankündigung schreiben, dass Rechtsextreme nicht teilnehmen dürfen. Dann können diese nicht reingelassen werden. Vorher muss geprüft werden, ob das rechtlich in Ordnung ist. 

Wenn rechte Aussagen kommen, dürfen sie nicht so stehen bleiben. Die Moderation soll klar widersprechen und die Diskussion wieder auf das eigentliche Thema lenken. Die Diskussion soll sachlich bleiben und keine Grundwerte verletzen. Wenn die Personen weiter stören, kann das Mikro ausgeschaltet oder eine Pause gemacht werden.   

Personen, die von Rechtsextremen angegriffen werden könnten, sollten geschützt werden. Man kann ihnen zum Beispiel anbieten, sie nach Hause zu begleiten. 

Wenn AfD-Politiker*innen die Kultureinrichtungen besuchen wollen

AfD-Politiker*innen wollen oft Kultureinrichtungen besuchen und kontrollieren. 
Das dürfen sie nicht. Sie haben die gleichen Rechte wie alle Besucher*innen, aber nicht mehr. Sie dürfen die Besuche nicht für ihre Politik nutzen. 
Die Kultureinrichtungen sollten öffentlich sagen: Wir stehen für Demokratie. 
Wir lassen uns von der Politik nicht beeinflussen oder einschränken. 

Wie können Kultureinrichtungen auf Angriffe im Internet reagieren?

Kultur-Einrichtungen werden nicht nur bei Veranstaltungen angegriffen, sondern auch online. Deshalb müssen sie sich gut vorbereiten. Das kann helfen: 

Klare Regeln für Social Media
Jede Einrichtung sollte festlegen: Wollen wir mit Social Media nur informieren oder soll es auch Diskussionen geben? Je nach Ziel braucht die Moderation andere Aufgaben. Mitarbeiter*innen sollten lernen, Hass-Kommentare zu erkennen und richtig zu beantworten. Eine „Netiquette“ hilft dabei. Das ist eine einfache digitale Hausordnung. Sie erklärt, wie miteinander gesprochen wird und was verboten ist. Diese Regeln sollten immer gut sichtbar sein.

Richtig handeln bei Angriffen
Trotz Regeln kann es Shitstorms von rechtsextremen Gruppen geben, also viel Kritik und Beleidigungen. Dann muss das Team schnell reagieren: Beleidigungen sammeln, Drohungen melden und Täter*innen sperren. Viele Plattformen haben dafür passende Funktionen.

Zusammenhalt
Menschen, die Hass erleben, brauchen Solidarität. Eine aktive Gemeinschaft kann Diskussionen beruhigen und den digitalen Raum schützen.
Rechtsextreme wollen Einzelne einschüchtern. Die beste Antwort ist Zusammenhalt. Gemeinsames Handeln macht Kultur-Einrichtungen stark. Kunst und Kultur sollten klar Haltung zeigen und sich nicht einschüchtern lassen.

Unterstützung und Beratung

Die Mobilen Beratungen gegen Rechtsextremismus helfen kostenfrei in allen Bundesländern. Sie erklären rechtsextreme Strategien und beraten im Umgang damit. Hier finden Sie Infos und den Kontakt: https://bundesverband-mobile-beratung.de/mobile-beratung/#Beratungsteams