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Wie kann man auf rechte Meinungen reagieren?

Zusammenfassung in einfacher Sprache

 

Stand: Dezember 2024

Links/Quellen

Hier können Sie sich weiter informieren: 

Fakten und Argumente zu Flüchtlingen in Europa und Deutschland (Pro Asyl)
Pro Asyl: Pro Menschenrechte. Contra Vorurteile.

Was tun gegen Hate Speech? Von der Antonio Amadeu Stiftung
Hate Speech ist Englisch für Hassrede und meint menschenfeindliche Aussagen über einzelne Menschen oder Gruppen.
Amadeu Antonio Stiftung

#Respektcheck/Parolen und Vorurteile gegen Schwule/Lesben/Trans*Personen auflösen:
#Respektcheck

Hilfe gegen Hate Speech im Internet
Hate Aid
Neue deutsche Medienmacher*innen: Helpdesk

Unabhängige Meldestellen, die rechtsextreme, rassistische und andere abwertende Inhalte entfernen. Sie prüfen vor allem unter rechtlichen und Jugendschutz-Aspekten
internet-beschwerdestelle.de
jugendschutz.net
eco Beschwerdestelle

Worum geht es? 

In vielen Fachtexten geht es im Moment darum, wie schwierig unsere Zeit ist: 
Die Gesellschaft ist in Gruppen geteilt, die verschiedene Meinungen haben.  
Die Menschen können nicht mehr gut miteinander reden. Immer mehr Menschen haben rechte Meinungen und sagen sie laut. Auch in Talkshows wird viel darüber gesprochen, warum es sich so entwickelt hat. 

Was bedeutet der Stern*? 

Es gibt außer Frauen und Männern weitere Geschlechter. Für diese Menschen ist der Stern. 
Bei einem Wort mit Stern werden alle Geschlechter angesprochen. 

 

Dabei gibt es zwei Probleme. Das 1. Problem ist: Vieles wird in den Texten und Fernseh-Gesprächen zu einfach dargestellt. Es wirkt, als ob rechte Ansichten ein neues Problem sind. Aber es gibt sie schon lange. Sie waren nie weg. Aber immer mehr Menschen denken so. Die Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigt das regelmäßig. Seit 2006 untersucht sie alle zwei Jahre, wie sich rechte und demokratiefeindliche Einstellungen in Deutschland verbreiten.

Das sind die Ergebnisse der letzten Mitte-Studie von 2022/23: 

  • Etwa jede zwölfte Person hat ein rechtsextremes Weltbild. 
    Das sind 8 % der Bevölkerung. In früheren Jahren waren es 
    etwa 2 %–3 %.
  • Mehr als 6 % der Befragten wünschen sich eine Diktatur mit einer starken Partei und einem Führer. Das sind deutlich mehr als früher: Da waren 
    es 2–4 %.
  • Über 16 % glauben, dass Deutschland anderen Ländern überlegen ist. 
    Sie wollen wieder mehr Nationalstolz und eine Politik, die Deutschlands Macht stärkt. Auch das sind deutlich mehr als früher: Da waren es 9–13 %.
  • Fast 6 % glauben, dass es wertvolle und weniger wertvolle Menschen gibt. In den Jahren davor sagten das nur 2–3 %.
  • Es gibt auch mehr Menschen, die rechtsextremen Ansichten nicht klar zustimmen oder sie ablehnen.
  • Außerdem ordnen sich heute 15,5 % der Befragten politisch rechts von der Mitte ein – früher waren es etwa 10 %.

Das Ergebnis zeigt: Immer mehr Menschen in Deutschland haben rechtsextreme oder nationalistische Ansichten.

Diese Entwicklung macht vielen Menschen Sorgen. Sie zeigt: Die Gesellschaft setzt sich zu wenig mit Rassismus auseinander. Die meisten Menschen sagen: 
Ich bin gegen Diskriminierung und Gewalt. Doch alle Menschen sind rassistisch. Oft ist es ihnen nicht bewusst. Aber es ist wichtig, das zu wissen. Die Verantwortung für das eigene Denken und Handeln ist der erste Schritt.

Das 2. Problem ist: In den Texten oder Diskussionen im Fernsehen geht es nur darum, wie schlimm und bedrohlich die Situation ist. Wir wollen lieber Möglichkeiten zeigen, was wir dagegen tun können! Was können wir machen, was können wir sagen? Darum geht es in diesem Artikel. Er hat drei Teile: 

  1. Wir erklären wichtige Begriffe und Themen als Grundlage
  2. Wie reden Rechte? Wie versuchen sie, andere zu beeinflussen?
  3. Was können wir machen? 

1. Begriffe und Themen kurz erklärt

Rechte Menschen nutzen oft bestimmte Techniken, wenn sie ein Gespräch führen. Sie haben eine typische Art, über Themen zu sprechen. Damit wollen sie ihr Gegenüber beeinflussen. Wenn man die Techniken kennt, kann man sich besser dagegen wehren. 
Das sind einige davon: 

Diskriminierung bedeutet: Menschen werden schlechter behandelt als andere. Zum Beispiel wegen:

  • ihres Geschlechts
  • ihrer Sexualität
  • ihres Körpers
  • ihres Aussehens
  • ihrer Religion
  • ihres Alters
  • ihrer Herkunft
  • ihrer politischen Ansichten

In Deutschland gibt es viele Gesetze, die Gleichberechtigung sichern.
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet Benachteiligung. 
Auch das Grundgesetz schützt die Gleichheit. In Artikel 3 steht: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. 
Trotzdem gibt es in Deutschland Diskriminierung. Bestimmte Gruppen werden schlechter behandelt als andere. Wir erklären, welche Menschenfeindlichkeit gegen bestimmte Gruppen es gibt.

Rassismus: Manche Menschen denken, sie sind mehr wert als andere. 
Zum Beispiel, weil sie weiße Haut haben oder weil sie Deutsche sind. 
Es gibt zum Beispiel Rassismus gegen Menschen, die:

  • Muslime sind oder für Muslime gehalten werden
  • Schwarz sind
  • zu der Gruppe der Sinti und Roma gehören
  • asiatische Wurzeln haben
  • slawische Wurzeln haben. Slawische Menschen kommen zum Beispiel aus Polen, Russland, der Ukraine, Tschechien, Serbien oder Kroatien. 
  • Antisemitismus: Feindlichkeit gegen jüdische Menschen.
  • Adultismus: Jüngere Menschen werden schlechter behandelt.
  • Ableismus: Menschen mit Behinderung werden schlechter behandelt. Es gibt Vorurteile darüber, was sie können und was nicht.
  • Klassismus: Menschen werden wegen ihrer sozialen Herkunft schlechter behandelt. Zum Beispiel, weil sie aus einer Familie mit wenig Geld oder wenig Bildung kommen.
  • Sexismus: Menschen werden wegen ihres Geschlechts schlechter behandelt. Oder wegen ihrer Sexualität.
  • Intersektionalität: Mehrere Formen von Diskriminierung verstärken sich. Zum Beispiel bei einer Schwarzen Frau, die mit einer Behinderung lebt. 

 

  • Rechtsextremismus: Das ist eine politische Einstellung, die gegen Demokratie und die Gleichberechtigung von allen Menschen ist. Die eigene Nation ist dabei am wichtigsten. Rassismus und Antisemitismus gehören dazu. Die Gesellschaft soll nicht vielfältig sein. Gewalt ist erlaubt, um die politischen Ziele zu erreichen. Rechtsextreme Menschen tun so, als wäre der Nationalsozialismus nicht so schlimm gewesen. Die deutsche Geschichte wird falsch erzählt, so dass Deutschland gut dasteht. Außerdem glauben viele Rechtsextreme an Verschwörungserzählungen. Das sind falsche Geschichten über geheime Gruppen, die angeblich im Hintergrund die Welt steuern. 
    Es gibt verschiedene rechtsextreme Gruppen: Zum Beispiel Parteien, Vereinigungen, Kameradschaften und die sogenannten Reichsbürger*innen.
  • Rechtspopulismus: Rechtspopulist*innen behaupten, dass sie die Interessen des Volkes vertreten. Sie kämpfen gegen mächtige Politiker*innen, reiche und einflussreiche Menschen. Sie spalten die Gesellschaft. Das heißt: Sie reden absichtlich so, dass Streit und Angst entstehen. Sie benutzen dafür rassistische Vorurteile und die Unsicherheit der Menschen. Sie behaupten, dass man sofort etwas tun muss. Dann bieten sie einfache, radikale Lösungen für komplizierte Probleme an. Schuld geben sie meist Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen, die von Rassismus betroffen sind. Dadurch machen sie rechtsextreme Ideen wieder normal und öffentlich sagbar. Das führt dazu, dass es mehr Gewalt gegen bestimmte Gruppen gibt.

Rechtsextremismus und Rechtspopulismus haben Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Beide wollen die Demokratie schwächen. Beide sind gegen Vielfalt und Gleichberechtigung aller Menschen. Beide sind menschenfeindlich. 

2. Wie reden Rechte? Wie versuchen sie, andere zu beeinflussen?

Rechte Menschen nutzen oft bestimmte Techniken, wenn sie ein Gespräch führen. Sie haben eine typische Art, über Themen zu sprechen. Damit wollen sie ihr Gegenüber beeinflussen. Wenn man die Techniken kennt, kann man sich besser dagegen wehren. 
Das sind einige davon: 

  • Verschwörungserzählung: Das sind falsche Geschichten über geheime Gruppen, die angeblich im Hintergrund die Welt steuern. Rechte benutzen sie oft als Erklärung für verschiedene Themen. Jeden Grund gegen die Verschwörungserzählung sehen sie als Teil davon.
  • Alternative Fakten: Das sind Fakten, die falsch sind. Sie kommen aus Studien oder von angeblichen Expert*innen, die nicht wissenschaftlich arbeiten. Oft bieten sie einfache Erklärungen für komplizierte Themen.
  • Themenhopping: Das Thema wird ständig gewechselt. So verwirren Rechte ihre Gesprächspartner*innen. Außerdem vermeiden sie, dass sie etwas begründen müssen.
  • Ironisierung: Personen und Themen werden lächerlich gemacht.
  • Strohmann: Die Meinung der anderen Seite wird absichtlich falsch dargestellt. Sie klingt dann dumm und unrealistisch. Dann werden Gründe gegen diesen Standpunkt genannt, um die eigene Meinung besser dastehen zu lassen.
  • Mehrheitsvereinnahmung: Es wird behauptet, dass die Mehrheit so denkt wie man selbst. Deshalb sei die eigene Meinung richtig und wichtig.
  • Whataboutism: Es wird auf ein anderes Thema abgelenkt: „Aber was ist denn mit ...?“. So wird eine Diskussion über das eigentliche Thema verhindert. Außerdem wird dieses Thema damit kleingeredet.
  • Dog-Whistling: Das kommt vom englischen Wort für Hundepfeife. Menschen können die Töne von Hundepfeifen nicht hören, nur Hunde. In einer Diskussion bedeutet diese Technik: Es wird ein Begriff benutzt, den nur Gleichdenkende richtig verstehen. Wenn jemand anderes den Begriff kritisiert, wird es als Missverständnis dargestellt.
  • Verallgemeinerung: Von einzelnen Fällen wird auf eine ganze Gruppe geschlossen. So sollen rassistische und diskriminierende Vorurteile bestätigt werden.
  • Opferinszenierung: Jemand stellt sich als Opfer dar, das falsch verstanden wird. Es wird behauptet, dass man seine Meinung nicht mehr sagen darf. So wird Kritik an den menschenfeindlichen Aussagen abgewehrt.
  • Pseudozusammenhang: Es wird ein Zusammenhang zwischen Themen behauptet, den es nicht gibt. Zwei Gruppen werden so zu Gegnern gemacht. Einfache Lösungen für komplizierte Probleme werden vorgeschlagen. 

3. Was können wir machen? 

Wir alle kennen Gespräche, die plötzlich unangenehm werden: Wenn jemand Hass und Menschenfeindlichkeit verbreitet. Das kann in ganz unterschiedlichen Situationen passieren. Wie können wir reagieren? 

Die rechtliche Grundlage ist klar: In einer Demokratie gibt es Meinungsfreiheit, sie wird vom Gesetz geschützt. Aber die Meinung muss im Rahmen der Gesetze bleiben. Hassrede und Hassverbrechen sind verboten. Rassistische und antisemitische Aussagen zum Beispiel. 

Mit diesen Fragen kann man die Situation besser beurteilen und entscheiden, wie man reagieren will: 

  • Wie sicher fühle ich mich?
    Es ist wichtig, dass man sich sicher fühlt und nicht in Gefahr bringt. Wenn man selbst queer oder von Rassismus betroffen ist, ist die Gefahr für einen Angriff größer. Überlegen Sie: Kann ich mir Hilfe suchen? Wie viel Kraft und Energie habe ich heute für einen Konflikt?
  • Wen will ich erreichen?
    Manchmal kann man nicht mit der Person selbst sprechen, die etwas Menschenfeindliches gesagt hat. Dann kann man überlegen: Wen kann ich stattdessen ansprechen? Für wen ist es wichtig, dass ich etwas dazu sage? Personen, die verletzt wurden? Oder Personen, die ich zum Nachdenken bringen kann? Andere Menschen, die sich nicht trauen, etwas dagegen zu sagen? Oder kann ich andere unterstützen, die etwas dagegen sagen?
  • Wie ist die Situation?
    Wie viel Zeit habe ich? Wird meine Reaktion gehört? Kann meine Reaktion wirken?
  • Wer spricht?
    Wer hat etwas Menschenfeindliches gesagt? Viele rechtsextreme Menschen haben feste Überzeugungen. Sie sind nicht offen für andere Denkweisen oder Kritik an ihrer Meinung. So kann eine Diskussion nicht funktionieren. 

Wie können wir also reagieren? 

Manchmal wollen wir etwas sagen, wenn jemand rechte oder verletzende Dinge sagt. Wir wollen nicht schweigen, sondern widersprechen. Oft trauen wir uns das aber nicht. Wir denken: Ich weiß zu wenig, um gut zu antworten. Das macht aber nichts. Wir müssen keine Expert*innen sein. Es geht nicht darum, zu gewinnen oder jemanden zu überreden. Wichtig ist nur: Menschenfeindliche Aussagen sollen nicht so stehen bleiben. Auch mit wenig Wissen können wir etwas tun.
Hier sind ein paar Möglichkeiten: 

  • Auf Verallgemeinerungen hinweisen:
    Fragen Sie nach, wenn jemand sagt: „der Islam“, „das Frauenbild“ oder ähnliches.
    Zum Beispiel: „Was genau meinst du mit dem Islam? Es gibt fast zwei Milliarden Musliminnen und Muslime. Kann es da wirklich nur eine Form geben?“
  • Auf „Wir“ und „Die“ aufmerksam machen:
    Fragen Sie nach, wenn jemand Gruppen trennt.
    Zum Beispiel: „Wer ist mit wir und die anderen gemeint?“ oder „Gehören zu uns nicht auch ganz unterschiedliche Menschen – wie in deiner Familie oder deinem Freundeskreis?“
  • Widersprüche aufzeigen:
    Fragen Sie nach, wenn etwas nicht zusammenpasst.
    Zum Beispiel: „Wie meinst du das genau?“ oder „Einerseits sagst du …, andererseits aber … – kannst du das erklären?“
  • Nach Lösungen fragen:
    Bitten Sie um konkrete Vorschläge.
    Zum Beispiel: „Was wäre deine Lösung?“ oder „Was würde das für Menschen bedeuten, die ohnehin wenig haben?“
  • Widerspruch zeigen:
    Sagen Sie klar, wenn Sie etwas nicht in Ordnung finden.
    Zum Beispiel: „Ich finde diese Aussage nicht okay und menschenfeindlich.“
  • Nach Quellen und Hintergründen fragen:
    Fragen Sie nach, woher die Meinung kommt.
    Zum Beispiel: „Wie bist du auf diesen Gedanken gekommen?“ oder „Woher hast du diese Information?“
  • Um Erklärung bitten:
    Zum Beispiel: „Kannst du bitte genauer erklären, was du damit meinst?“
  • Um Beispiele bitten:
    Zum Beispiel: „Du sagst, das passiert immer – kannst du mir ein paar konkrete Beispiele nennen?“
  • Nach der eigenen Position fragen:
    Zum Beispiel: „Bist du selbst betroffen von diesem Thema?“
  • Mit Humor und Ironie reagieren
    Zum Beispiel: „Toll, dass du das Thema ansprichst. Damit wollen wir uns sowieso beschäftigen.“
  • Grenzen ziehen
    An die Hausregel oder das Gesetz erinnern, wenn das Gegenüber Grenzen und Gesetze nicht respektiert.
  • Nicht nur auf das reagieren, was das Gegenüber sagt
    Sprechen Sie aktiv über Themen, die Sie wichtig finden.
  • Alle Menschen haben gleiche Rechte und gehören dazu
    Sagen Sie deutlich, dass das eine Tatsache ist. Darüber kann man nicht diskutieren.
  • Andere Menschen dazu holen
    Sprechen Sie auch andere Menschen im Raum an. Sie können unterstützen.